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Leberkrebs: Moderne Behandlungsmethoden

Chirurgie, TACE, Immuntherapie und zielgerichtete Medikamente – moderne Therapien bei Leberkrebs im Überblick.

March 26, 2025

Leberkrebs (Leberzellkarzinom, HCC) gehört weltweit zu den häufigsten Krebserkrankungen, insbesondere das hepatozelluläre Karzinom (HCC). In Deutschland wird er oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, da die Leber selbst keine Schmerzrezeptoren besitzt und Tumore lange unbemerkt wachsen. Meist entwickelt sich Leberkrebs auf dem Boden einer Leberzirrhose – verursacht durch chronische Hepatitis B oder C, Alkoholkonsum oder nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD). Aufgrund der besonderen Struktur und Funktion der Leber erfordert die Behandlung von Leberkrebs hochspezialisierte Therapiekonzepte, die individuell angepasst werden.

Diagnose – Präzise Bildgebung und moderne Biomarker

Eine exakte Diagnose ist die Grundlage jeder modernen Behandlung. Besonders wichtig bei Leberkrebs ist die Kombination aus:

  • Bildgebung: Kontrastmittel-unterstütztes MRT oder CT mit Leberprotokoll
  • Bluttests: Alpha-Fetoprotein (AFP) als Tumormarker
  • Leberbiopsie: In Zweifelsfällen zur feingeweblichen Sicherung
  • Beurteilung der Leberfunktion: z. B. mittels Child-Pugh-Score

Die exakte Stadieneinteilung erfolgt nach der BCLC-Klassifikation (Barcelona Clinic Liver Cancer), die Tumorgröße, Leberfunktion und Allgemeinzustand berücksichtigt.

Operation – Chance auf Heilung in frühen Stadien

Wenn der Tumor früh entdeckt wird und die Leberfunktion noch gut erhalten ist, stellt die chirurgische Entfernung die beste Heilungschance dar. Es gibt zwei Hauptverfahren:

Leberteilresektion (hepatische Resektion): Entfernung des Tumors mit umliegendem Gewebe.

Wenn der Tumor operabel ist und die Leberfunktion gut erhalten ist, kannerhalten, kann der Krebs durch eine partielle Leberresektion entfernt werden. Dank moderner Bildgebung (z. B. 3D-CT-Planung) und intraoperativem Ultraschall können Chirurgen den Eingriff hochpräzise planen und gesundes Lebergewebe maximal schonen.

Lebertransplantation: Die gesamte erkrankte Leber wird entfernt und durch ein Spenderorgan ersetzt.

Falls eine Leberzirrhose vorliegt oder mehrere Tumorknoten bestehen, bietet die Lebertransplantation die besten Langzeitergebnisse. Der gesamte erkrankte Leberlappen wird durch eine gesunde Spenderleber ersetzt. Besonders bei Patienten im Milan-Kriterium (maximal 3 Knoten bis 3 cm oder 1 Knoten bis 5 cm) ist die Prognose nach Transplantation sehr gut.

Moderne Entwicklungen:

  • Präzisionsbildgebung (3D-Leberplanung) optimiert die Operationsvorbereitung.
  • Robotergestützte Chirurgie ermöglicht minimalinvasive Eingriffe auch bei schwieriger Lage des Tumors.
  • Lebersparende Resektionen: Ziel ist, möglichst viel gesundes Gewebe zu erhalten.

Lokale Verfahren – gezielte Tumorzerstörung ohne Operation

Bei PatientInnen, die nicht operiert werden können, stehen moderne minimalinvasive Verfahren zur Verfügung:

TACE (transarterielle Chemoembolisation)

  • Chemotherapie wird direkt in die leberversorgende Arterie verabreicht, kombiniert mit einem Verschluss der Gefäße, um die Tumorversorgung zu unterbinden.
  • Digitale Bildsteuerung verbessert die Präzision und Effektivität.

TARE (transarterielle Radioembolisation)

  • Radioaktive Mikrosphären werden direkt in den Tumor eingebracht – eine Kombination aus lokaler Bestrahlung und Embolisation.

Ablationsverfahren (RFA/MWA): Minimalinvasiv und effektiv bei kleinen Tumoren

Bei kleinen Tumoren (unter 3 cm) bietet die Thermoablation eine schonende Alternative zur Operation.

  • Radiofrequenzablation (RFA): Tumorgewebe wird durch Hitze zerstört
  • Mikrowellenablation (MWA): Noch schnelleres Erhitzen, gut bei schwerschwierig zugänglichen Tumoren.
  • Moderne Navigationssysteme und Fusionsbildgebung (Kombination aus CT, MRT und Ultraschall) erhöhen die Präzision.

Diese Verfahren können ambulant durchgeführt werden und eignen sich besonders für PatientInnen mit eingeschränkter Leberfunktion.

Systemische Therapie bei fortgeschrittenem Leberkrebs – Neue Medikamente verbessern die Prognose 

Wenn der Tumor gestreut hat oder lokal nicht mehr kontrollierbar ist, kommen systemische Therapien zum Einsatz. Hier gab es in den letzten Jahren viele Fortschritte.

Zielgerichtete Medikamente (Targeted Therapy)

  • Sorafenib: Der erste zugelassene Tyrosinkinase-Hemmer für fortgeschrittenen Leberkrebs, hemmt Tumorwachstum und Gefäßneubildung.
  • Inzwischen stehen neuere Wirkstoffe zur Verfügung, wie:
    • Lenvatinib (Erstlinientherapie): Eine neuere Alternative zu Sorafenib, mit vergleichbarer Wirksamkeit
    • Regorafenib (bei Progress nach Sorafenib)

Innovative Kombinationen

  • Atezolizumab + Bevacizumab: Kombination aus Immuntherapie (Checkpoint-Inhibitor) und Hemmung der Gefäßneubildung (Anti-VEGF) hat die Prognose revolutioniert. Diese Kombination verbessert die Überlebenschancen signifikant. 
  • Weitere Optionen (z. B. Kombination von Immuntherapie mit Tyrosinkinasehemmern) werden intensiv erforscht.

Immuntherapie – neue Hoffnung bei Leberkrebs

Die Immuntherapie spielt zunehmend eine Schlüsselrolle. Besonders bei Leberkrebs zeigt sich, dass die Aktivierung des körpereigenen Immunsystems vielversprechend ist.

  • Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Nivolumab, Pembrolizumab) helfen, die Tumorabwehr durch das Immunsystem zu reaktivieren.
  • Kombinierte Immuntherapien: Kombination aus verschiedenen Immun- und Targeted-Therapien wird intensiv erforscht.

Vorteil:

  • Gute Verträglichkeit.
  • Wirksamkeit auch bei fortgeschrittenem Tumorstadium.

TACE: Chemotherapie direkt in die Leber

Für PatientInnen mit lokal fortgeschrittenem, aber nicht operablem Leberkrebs ist die transarterielle Chemoembolisation (TACE) eine wichtige Option. Dabei wird:

  • Ein Katheter in die Leberarterie eingeführt
  • Chemotherapeutika direkt in die Tumorgefäße gespritzt
  • Gleichzeitig wird das Gefäß verschlossen, sodass der Tumor von der Blutversorgung abgeschnitten wird

TACE wird oft mehrfach wiederholt und zeigt gute Erfolge bei lokalem Tumorwachstum.

SIRT: Radioembolisation direkt in den Tumor

Bei nicht operablen Tumoren bietet die selektive interne Radiotherapie (SIRT) eine innovative Option.

  • Über die Leberarterie werden radioaktive Mikrosphären direkt in den Tumor eingebracht
  • Die Strahlung wirkt gezielt im Tumor, während gesundes Gewebe weitgehend geschont wird

SIRT wird oft in Kombination mit systemischer Therapie eingesetzt.

Palliative Therapie: Lebensqualität erhalten

Wenn keine heilende Therapie mehr möglich ist, stehen die Linderung von Beschwerden und die Erhaltung der Lebensqualität im Fokus:

  • Schmerztherapie nach neuesten Standards,
  • Ernährungsberatung bei Leberinsuffizienz,
  • Aszites-Punktion zur Erleichterung bei Bauchwasser,
  • Psychoonkologische Unterstützung.

Personalisierte Medizin – maßgeschneiderte Therapien dank Molekularanalyse

Leberkrebs ist biologisch sehr heterogen. Durch moderne Genomsequenzierung lassen sich individuelle Mutationen und Biomarker identifizieren, die gezielt behandelt werden können.

  • CTNNB1-Mutationen oder FGFR-Veränderungen könnten in Zukunft spezifisch therapiert werden.
  • Liquid Biopsy– die Analyse von Tumor-DNA im Blut. Dies könnte die Nachsorge revolutionieren, da Rückfälle deutlich früher erkannt werden könnten.

Supportive Therapie – Lebensqualität erhalten

Parallel zur Tumorbehandlung spielt die Unterstützung der Leberfunktion und die Symptomkontrolle eine entscheidende Rolle:

  • Ernährungsmedizin: Bei Leberkrebs droht häufig eine Mangelernährung – individuelle Ernährungspläne sind essenziell.
  • Hepatoprotektion: Medikamente und Maßnahmen zum Schutz der Restleber.
  • Schmerztherapie: Moderne onkologische Schmerztherapie nach Leitlinien.

Ernährung bei Leberkrebs

Eine angepasste Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Patienten mit Leberzirrhose und Krebs profitieren von:

  • Proteinreicher, aber leberschonender Kost,
  • Vermeidung von Alkohol und leberschädlichen Substanzen,
  • Speziellen Supplements bei Mangelernährung.

Interdisziplinäre Behandlung – der Schlüssel zum Erfolg

Die beste Prognose haben PatientInnen, deren Behandlung in einem zertifizierten Leberkrebszentrum erfolgt. Hier arbeiten:

  • Hepatologen,
  • Onkologen,
  • Chirurgen,
  • Radiologen,
  • Pathologen und
  • Psychoonkologen

gemeinsam an einem individuell abgestimmten Therapieplan.

Zukunft der Leberkrebsbehandlung – Präzision und Kombination

Die Forschung konzentriert sich zunehmend auf individualisierte Kombinationstherapien, die den Tumor von mehreren Seiten angreifen:

  • Kombination aus Immuntherapie, TACE und zielgerichteter Therapie.
  • Künstliche Intelligenz zur Analyse von Bildgebung und Genetik, um die optimale Therapie zu wählen.
  • Früherkennung durch Liquid Biopsy könnte die Prognose in den nächsten Jahren entscheidend verbessern.

Leberkrebs bleibt eine der größten Herausforderungen der Onkologie – doch die rasanten Fortschritte in der Chirurgie, Immuntherapie und personalisierten Medizin eröffnen zunehmend bessere Behandlungsmöglichkeiten. Entscheidend ist die individuelle Therapieplanung in spezialisierten Zentren

Klinische Studien: Zugang zu neuesten Therapien

‍Leberkrebs ist ein Schwerpunkt der internationalen Krebsforschung. Teilnahme an klinischen Studien bietet Patienten Zugang zu innovativen Medikamenten und Verfahren, die in Standardleitlinien noch nicht enthalten sind.

Quelle: Prosoma

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